Schon wieder alles weg

Hey, Ihrs 🙂

Gestern hätt ich noch so viel schreiben könn´
un eben hab ich da gehockt un ewig überlegt, was gestern eigentlich überhaupt war???
Alles weg.

Gestern war kein Bock mehr zum Schreiben un keine Zeit.
Abends.
Deswegen is nu wech.

Wenn man dann aber auf dem Balkon hokt un raucht
un denkt, sucht un wühlt,

dann kommt ja DOCH wieder was.
So bissi.

Gestern früh warn wir Thera – nach 4 oder 5 Wochen.
War schön, sie wieder zu sehn.

Da war jemand bei ihr gewesen, wo alles wieder nur gut war.
Lächeln, gute Laune, alles prima.
So, wie fast immer.

Irgendwann dann der Gedanke, dass man ja schon wieder nur Fassafde ist.
Schon wieder nur so tut, als ob.
Un irgendwer erzählte dann von den letzten Tagen.
Dem Film un Trigger, wie Scheiße die Welt sei un die Menschen.
Wie groß die Angst.

Auch von Weihnachten un der Tochter.
Von den Gedanken wegen Schwanger – nein, sie ist es nicht.

Un wie dringend un unbedingt dass man hier weg will.
Un wenn es verdammt, nur mal ein Urlaub wär.
Nur mal ne Woche oder 10 Tage.
Einfach hier mal raus.

Un dass man stattdessen ewig bestellt.
Rollos
Nen Kleiderschrank – ach, der kommt nun doch schon jetzt, statt Mitte Februar und soll ohne Aufbau geliefert werden.
Wegen Corona.
Aber ohne Aufbau können wir den nicht gebrauchen – wer soll das denn machen????
Also müssen wir das jetzt AUCH regeln.

Kissen und Massagekissen.
Anderes Zeuch.
Irgendwie versucht man krampfhaft,
mit neuem Zeug das HIER aushaltbar zu machen.
Ein bißchen schöner vielleicht.

Aber in Wahrheit IST die Wohnung hier schön.
Es IST schon gemütlich und kuschelig in der Wohnung.
Nur das AUSSEN nicht.
Der Ort; das Bundesland; die Menschen.
Da nutzt alles Bestellen nicht.

So ne Stunde geht halt immer viel zu schnell rum.
Aber wir ham jetzt schon wieder März-Termine.
Es tut gut, sie jede Woche zu sehn.
Das merkt man immer, wenn sie mal Urlaub hatte.

Wir waren gestern schon vor der Thera einkaufen.
Danach nur noch schnell ne Gurke und Lotto spielen.

Auf dem Heimweg hat man viel nachgedacht.
Dann Zuhause Krimi geguckt, zum NICHT-denken.
Und später dann angefangen mit Bolognese.

Als der Mann dann kam,
hat man mit IHM geredet.

Auch später dann beim Essen und anschließend, als wir noch bissi laufen gegangen sind.
Es tut gut, dass der Mann nun mit uns raus geht.
So ne Stunde hier im Ort herum latschen.
Bissi frische Luft un Bewegung.

Jedenfalls ham wir uns gefragt,
ob wir uns so Scheiße fühlen,
DAMIT wir fühlen.

DAMIT wir überhaupt mal kapieren,
WAS wir fühlen.
Wie das heißt
und woher es kommt.
Und um zu lernen, damit umzugehn.

Wir ham immer geglaubt, dass wir nicht hassen.
Das weder wollen, noch können.

Wir ham immer gedacht, Hass wär was ganz großes, brennendes und wühlendes.
Hass würde innen weh tun oder einen zum platzen bringen.
Keine Ahnung, wie Hass sich innen anfühlt.
Aber wir dachten, wir täten das nicht.

Genauso mit Neid.
Oder Mißgunst.
Oder sowas.

Weil wir doch viel zu reflektiert sind.
Und viel zu viel denken.
Und eigentlich allen alles gönnen.

Keine Ahnung, wie sich das auch anfühlt?!

Und so ham wir gestern überlegt, mit dem Mann
was da eigentlich grad aus uns WIRD?

Wie sehen wir denn aus?
Wie gucken wir?

Die Thera hatte wieder gesagt, dass sie anfangs sogar Angst vor uns hatte.
Weil sie innendrin Täterstrukturen und -energien fühlte.
Heute nicht mehr.
Aber anfangs.

Und auch der Mann hatte anfangs Angst vor *mir*.

Es ist irgendwie so irre….
Innendrin zu merken, wie groß in Wahrheit *MEINE* Angst ist.
Vor dem Leben, den Menschen und so vielem.

Und dann auch zu merken,
dass diese Angst „macht“
dass der Körper bitter guckt.
wütend
traurig
verzweifelt
auch so funkelnd
zornig
und…..
ja, womöglich gar hasserfüllt.

Permanent in Abwehr.
Permanent wachsam und in Verteidigungs- und Schutzhaltung.
Permanent dabei, die Umgebung zu scannen und alles auf Abstand zu halten.

Es gibt noch wenige Momente,
wo ich tatsächlich NETT bin.
Zu anderen Menschen.

Im Supermarkt zum Beispiel.
Der Apotheke.
Beim Optiker.
Bei Menschen, die ich schon länger kenne und von denen ich wohl auch was brauche.

Aber sonst?
Auch bei den Nachbarn oder anderen, die mir so über den Weg laufen
da sprüht wohl doch sowas wie Hass aus meinen Augen.

Das war mir nicht klar gewesen.
Das hatte sich so entwickelt und verselbstständigt.
Ich halte hier alle für Idioten.
Für Arschöcher.
Alle nur zum Kotzen.
Und das können die ruhig auch sehn….

Hm…

Nee, das gefällt mir nicht.
Nicht wirklich.

Früher war das mal anders.
Früher hab ich versucht, Liebe ins Leben zu bringen.
Nicht Hass und Wut.

Der Mann hatte gesagt,
dass es ihm manchmal sogar peinlich ist.
Wie ich mich benehme.
Aber er sagt nix.

Das erschreckt mich.
Und trotzdem ist es vielleicht so,
dass man auch DAS mal erleben muß
fühlen, merken, hinterfragen, kapieren
um sich SELBST in allen Facetten kennenzulernen.
damit umgehen zu lernen.
Zu lernen, was man eigentlich fühlt.
Und zu beleuchten, ob man SO wirklich sein will.
Oder IST.

Klar, ichwir WISSEN, dass innendrin vermutlich ALLES ist.
Gutes und Böses
Helles und Dunkles.

Hat es mit der Jahreszeit zu tun?
Dass, wenn außen ewig so dunkel ist, auch innen so viel Dunkles kreucht?

Ich fühl mich so eingekesselt.
Innendrin gefangen.
Und außen, wenn ich auf dem Balkon stehe im EG, sind um mich herum auch nur hohe Häuser.

Ewig bedroht.
Beobachtet, bewertet und klein gehalten.

Hier ist kein Raum zur Entfaltung.

Das hatte ich auch der Thera gesagt.
Hier gibt es NICHTS.
Nur Kirche.
Und Ehrenamt.

Aber selbst die VHS-Kurse sind Kacke.
Keine Selbsthilfegruppe, außer der einen, wo die „Begründerin“ all die Frauen dort nur nutzt, um sich selbst darzustellen.
Man eh nie reden darf, sondern nur IHR zuhören soll.

Die Vereine von Typen geleitet werden, die wie Armee-Führer antreiben.
Ohne Rücksicht oder Unterstützung.

Hier sind irgendwie alle nur am Kämpfen.
Und Fassaden aufrecht halten.

Hier ist kein Raum für mich.
Der Ort ist zu klein und verklebt in christlichen Strukturen.
Also bleibt mir nur Rückzug; ENTzug und Schutz vor solchen Menschen.

Und dass die Apothekerin und die Frau an der Supermarktkasse nett sind
nutzt mir nichts.
Die sind wahrscheinlich IMMER nett zu höflichen Menschen.
Das ist ihr JOB.
Deswegen wollen die noch lange nicht meine Freunde sein.
Das wäre mir auch zu plump, sie zu fragen.
Was soll denn eine Supermarktkassiererin von einer 20 Jahre älteren Kundin wollen?!

Hm….
ich hatte immer geglaubt, Hass sei wütend, tobend und aufbrausend.
Aber vielleicht kann man auch still und schleichend hassen?
Wie Dunst?
Nebel?

Der in alle Ecken kriecht?
Und Leben vergiftet?

Und IST das dann Hass?
Wenn man in Wahrheit nur ANGST hat?

Es wird Zeit, dass mein Gesicht wieder schöner werden darf.
Freundlicher und liebevoller.

Dieses alte, verkniffene und müde; entmutigte Gesicht gefällt mir nicht.

Heute will mir der Mann beim Putzen helfen.
Gut… *will* ist vielleicht nicht ganz wahr.
Aber er tut es.

Weil ich es alleine irgendwie nicht schaffe.
Damit mal wieder der Staub ein bißchen weg kommt.

Dann kommen heute die Jalousien für die restlichen 3 Fenster.
Das Nacken-Massage-Kissen und eins für´s Bett.

Ich denke, wir machen es uns schön(er) heute.

Der Mann fährt heute Nachmittag (so gegen 5) zum Türken – zwischen den Fußballspielen, die er gucken will.
Und vielleicht gehn wir abends noch bissi spazieren.
Morgen fahren wir dann paar Orte weiter und laufen ein Weilchen in der Altstadt herum.

Es tut gut, raus zu kommen.

Ich wünsche Euch einen guten Tag.
Viel Kraft und Liebe ❤

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Gebloggt am 15.01.2020

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16.01.2020

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