Und immer wieder grüßt das Murmeltier

Guten Morgen, ihr Lieben 🙂

Es ist mir wieder ins Bewußtsein ge-ploppt.
Erkenntnis; Begreifen; Sehen.

Es ist nicht das erste Mal.
Das Thema mit dem Mann läuft immer und immer wieder.
Wenn auch in feinen, anderen Facetten.
Und doch ist es immer wieder das Selbe.

Inzwischen gewinnt es lediglich andere Dimensionen.
Die Intensität des Fühlens wird immer stärker; anders.
Das „Gebilde“ an Fühl-Wolken scheint schmerzhafter, dunkler und größer zu werden.

Zeitgleich erkennt man aber auch schneller und leichter, dass der Großteil dieses Wolkengebildes jedoch aus der Vergangenheit kommt.
Der Mann scheint letztlich nur jener zu sein, der die Büchse der Pandorra ÖFFNET.
Er hat den Schlüssel.
Aber das dunkle Dunkel ist nicht von ihm.

Genauso, wie wohl anders herum.

Hm….
womöglich stimmt das aber auch nicht GANZ so.
Womöglich fügt sich zu meinem Dunkel auch seines mit hinzu.
Womöglich wird mancher Schmerz auch deshalb so schmerzvoll,
weil wir erkennen, wie wir uns beide auch gegenseitig bedingen.

Wie mein Schmerz zu seinem wird – und seiner, zu meinem.
Wie wir uns gegenseitig auch eine Art Täter sind.
Nicht aktiv – eher passiv.
Lediglich dadurch, dass wir SIND.

Lediglich dadurch, dass wir beide unsere Traumen tragen.
Uns unsere Leben durch all unser Weh und unser Nichtwissen und Nichtkönnen zusätzlich erschweren.
Uns gegenseitig irgendwie an-pingen.
Nebel hervorlösen – und dann aber oft nicht damit helfen können.

Und auch manches Mal schlicht und ergreifend durch Nichtgesagtes und/oder Mißverständnisse.

Unsere Sexualität ist ein derart riesengroßes Schmerzpaket, dass wir letztlich beide nicht wissen, wie wir es tragen könnten.
Egal, was wir tun oder NICHT tun – es tut letztlich ALLES weh.
Dem Einen, dem Anderen – oder uns beiden.

Der Mann war gestern recht erschöpft von der Arbeit gekommen und fragte nach, wie es mir ginge und was los sei.
Ich hielt es für keinen geeigneten Moment, über solchen Schmerz zu sprechen, wenn der Mann ohnehin bereits genug mit sich selbst zu tun hat.
Aber er ließ nicht locker.
Er meinte, es belasten ihn viel MEHR solche Dinge, die im Raum schweben – als tatsächlich Gesagtes.
Nun gut.

Wir sprachen beim Essen.
Während mir Tränen liefen und der Schmerz mich innerlich durchschnitt, waren auch beim Mann Tränen in den Augen. Selten, dass er dies erlaubt oder kann.

Aber letztlich resumierten wir,
welch große Fortschritte und Entwicklung doch in den Jahren stattgefunden haben mußte,
weil er dieses Mal NICHT die Notwendigkeit sah, völlig verletzt in sein Zimmer zu fliehen und mit Schuldgefühlen zu leiden.
Es GEHT nicht um Schuld.

Es geht um Gefühle, Verzweiflung und Ohnmacht.
Darum, dass wir gerne etwas WOLLEN
– und es jedoch beide nicht KÖNNEN.
Einsicht.

Er sagte, dass er eigentlich total froh gewesen sei
und erleichtert
als ich ihm irgendwann mal gesagt hatte,
dass ich am Liebsten keinen Sex mehr hätte.
Und auch nicht wüßte, wann und ob jemals überhaupt.

Es hätte so viel Druck von ihm genommen.
Und Angst.

„Warum hast Du mir das nicht gesagt?“ – hab ich ihn gefragt.
„Weil ich noch immer und nach wie vor
deine Sätze im Kopf habe, wie schlimm Du es findest, die Suppe ANDERER auslöffeln zu müssen
und verzichten zu müssen
nicht zu dürfen, können und sollen,
was Du so gerne würdest.
Und ich hätte aufhören können, mich schuldig zu fühlen; kaputt und belastend.
Ich hätte nicht glauben brauchen, dir unentwegt etwas vorzuenthalten.“

Wir redeten lange.
Über unseren Schmerz.
Auch über mögliche Verknüpfungen bei IHM.
Mit seinem eigenen Mißbrauch; seiner Mutter.
Möglicher (Selbst-)Sabotage, bzw. derartiger innerer Abwehr – trotz eigentlichem Wollen.
Warum sonst sollte er immerzu und weiterhin zu allem sagen, dass er es nicht KANN? – obwohl er will.
Und immerzu weh zu tun, obwohl er das nicht will
Und immer ist da diese Angst in ihm und Ohnmacht.

Und wir sprachen darüber, wie sich *Sexualität* überhaupt deffiniert.
Worüber sprechen wir überhaupt.

Da war innen in mir solch große Angst.
Ich will nicht!!!!!!
Eine alte Frau werden mit bitter-Runzeln im Gesicht.
Toten Augen
Erfüllt von Hass, Neid und Mißgunst
Einsam und kalt.

Ich will nicht!!!!
Meine Geschlechtlichkeit und Sexualität verleugnen.
Unterdrücken
Sie aufgeben.
Nicht mehr hoffen dürfen und können, auf ein kleines bißchen Heilung und Entwicklung.
Lebendigkeit und Kraft.

Aber ja, er hat wohl Recht.
Sexualität hat viele Gesichter.
Und wenn wir derzeit nicht klar kommen mit Geschlechtsverkehr
Mit Vereinigung unserer Intimbereiche
dann bleibt uns doch dennoch VIEL.
Weil mit Küssen, Streicheln, Kuscheln, Berühren, Nähe gibt es kein Problem.
Auch DAS ist Sexualität.
So what.

Er denkt, die Zeit ist einfach (noch?) nicht reif.
Wir KÖNNEN es einfach nicht.
Womöglich muß es ruhen.

Und am Ende tat unser Gespräch wohl uns beiden weh.
Weckte in ihm wieder die alten Echos des Nichtgenügens; des Nichtgutgenugseins; des Nichtfunktionierens oder des Nichtwertseins.
Ähnlich, wie auch in mir.
Kaputt.
Schwersttraumatisiert.
Unfähig.

Aber auch gut.
Gab es uns auf der anderen Seite doch auch so viel Gutes, Helles.

Denn es GIBT noch genügend andere Wege und Möglichkeiten.
Es GIBT noch Liebe und Zusammenhalt.
Außerdem GIBT es zunehmend eine bessere Ebene für solche Gespräche; mehr Reflektiertheit und weniger Triggerpotenzial.
– oder einfach ein anderes, hilfreicheres UMGEHEN mit Triggern.
Ein anderes Bewußtsein dafür.

Schmerz scheint eher über Tränen; über bewußtes Fühlen abgeleitet zu werden; fruchtbare Lösungs-Gespräche; Mitgefühl
– statt in explodierender Verzweiflung und komplettem Rückzug; womöglich gar in Suizidalität.

Es geht nicht mehr nur darum,
dass „DU HAST….. GETAN!!!!!!“
und „Du hast aber AUCH …. getan!!!!!!“-Vorwürfe durch die Luft fliegen.
Sondern es kann inzwischen konstruktiv und heilsam(er) über unbewußte Mechanismen reflektiert werden.

Man kann den Schmerz des Partners sehen; man DARF.
Und er wird versorgt.
Nicht wie einst, als nur Wutbomben; Angriffs- und Verteidigungsbomben hin und her flogen und am Ende ein blutiges Schlachtfeld übrig blieb.

Wir sprachen auch über all die anderen Gefühle in mir.
Diese Widersprüchlichkeit.
Die Wut und das Ungerechtigkeitsgefühl.
Dass er nichts tut und nichts lernt und ….. blabla – und wie ANDERE Innen das aber auch völlig ANDERS fühlen.
Und darüber, wie ER fühlt.
Wie gut.

Wir waren gestern gemeinsam zur Ruhe gekommen.
Zumindest was unsere Gespräche; unser Miteinander betrifft.

Mein Körper hingegen zeigt das Thema mit der Sexualität wieder äußerst deutlich durch eine Nervenentzündung von Oberschenkel zu Oberschenkel.
Mitten hindurch durch Po- und Intimbereich.
Schmerz.

Tja… und wie könnte es nun anders sein?
Als dass das Eine abgehakt ist – und dann
„Ja aber….. ICH seh das völlig anders!!!!!!!“ innen auftaucht.

Und wieder von Neuem.
Die selbe Debatte.
„Ohne den Mann könnten wir; würden wir; …“
„Der hält uns nur auf!!!! Mit seiner ewigen Angst!!!!!! Der ist ein Bremsklotz!!!!!“
„Wenn wir IHN nicht hätten, dann würden wir schon viiiiiieeeeel weiter sein können mit unserer Heilung und unserem Weg!!!!!“
„Ständig soll man Rücksicht nehmen!!!! Ewig soll man Verständnis haben und Geduld und Empathie und ….!!!“
„Wir würden soooooo viel ANDERS machen ohne ihn!!!! Und wir wären längst umgezogen!!!!“
„Würden am Meer leben, mit Hund und Freunde haben und alles wäre viiiiiel besser!!!!“
„Ohne ihn würde nicht ewig alles sooooo weh tun!!!!!“
….
….

Und am Ende bleibt dann immer nur zu sagen:
„Ohne ihn wären wir längst TOT!!!!!“
„Wir wären im Puff verreckt“
„Wir hätten weder unser OEG, noch jedwelche andere Hilfe“
„Und außerdem – manchmal tut es GUT, nicht unbedacht mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Manchmal tut es GUT, wenn ein anderer Mensch da ist, der die Luft raus läßt. Manchmal ist es einfach GUT, geliebt zu werden.
– oder wärst Du lieber alleine? Einsam? Noch immer völlig gefangen in unbewußten Konditionierungen und immerzu mit diesen fickgeilen Männern am Arsch?“
„Denkst Du WIRKLICH, das Leben das wir jetzt führen, sei SCHLECHT?????“

Es ist noch viel zu tun.
Ich bin froh, dass wir einander haben.
Innen und außen.

Euch einen sonnigen, guten Tag.
Viel Kraft und Liebe ❤

2 Kommentare zu „Und immer wieder grüßt das Murmeltier

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