Was?! – fragt der Mann

Was?!
Ja… WAS ist eigentlich los?

Ich bin wütend.
Traurig, stinkig, enttäuscht, frustriert, hoffnungslos, müde, lethargisch, verzweifelt,…
Ist DAS Leben?????

Ist DAS jenes, auf das ich hinarbeite? Warte? Hoffe?

Dieses unaufhörliche und ewigliche Zuhausesitzen????
Dieses „Hausfrauendasein“?
Dieses Rumhocken und mich langweilen?
Das Dinnbleiben und mich nicht raustrauen?
Das ewige Warten, dass irgendwas besser wird?
Das Hoffen, dass der Mann die Not kapiert? Und endlich HILFT?

Aber der ist ja mit seinem eigenen beschäftigt.
Der kapiert es nicht.
WILL nicht.

Aber hey….
wenn es SO toll ist, dumm Daheim rum zu hocken
warum WEHRT der sich so?
In Rente zu gehen?

Gestern war wieder so ein öder Daheim-Tag.
Wie eigentlich immer.
*Leben* in 72qm und hoffen, dass man irgendwann eine Türe findet.

Gut, ok – wir waren einkaufen.
Gleich früh um 8.

Und dann????
Saßen wir den ganzen Tag hier rum.
Gespült wurde noch.
Zigaretten gedreht.
Als man dann müde war vom Nichtstun, legte man sich ins Bett und schlief.
Von 10.30 – 12.30 oder so.
Und vom Bett ging es dann in den Sessel.
Wo man auch drin rum lag.

Später dann hat man gekocht.
Und dem Mann sein Geschirr weg geräumt.
Weil langweilig war.
Und man Zeit hatte.
Aber eigentlich ist das der Job vom Mann.
Die Spüle leer räumen.
Genauso, wie Müll raus bringen.
Aber das hat man AUCH getan.
Und Wasser vom Keller geholt – und den leeren Kasten runter.
AUCH sein Job.

Als der dann gegen 5 Heim kam, war eigentlich alles ok.
Eigentlich.
Wir ham gegessen und …
WIEDER im Sessel gelegen, zum TV glotzen.

Kurz vor dem Schlafen dann
ich weiß garnicht mehr den genauen Trigger….
irgendwas würde gesagt und der Mann reagierte echt eklig pampig
da ging es dann los.

Weil wie kann der pampig werden, wo wir doch nur was gesagt ham?

Unn dann hammer gesagt, dass wir ihm ja auch oft seinen Scheiß abnehmen.
Un was sagt der da?
Das wär MEIN Problem.

Un außerdem hätte er doch erst
und würde doch
und er macht doch viel
blabla.

Ich wäre doch selbst Schuld, wenn ich seinen Kram mach.

Und ja, da hat er wohl Recht.

Man tut das, um ihm zu helfen.
Um ihm was abzunehmen.
Weils stinkelangweilig oft auch ist
und man eh in den Keller geht
oder der Müll halt hier im Flur steht.

Und klar…. selbst Schuld.
Warum tun wir das auch?

Das wäre fast noch richtig ekelhaft geworden.
Streit kurz vorm Schlafen ist zum Kotzen.
Wir entschieden dann, besser die Fresse zu halten.
BEIDE.

Ach, ich habs den Anderen vorhin gesagt:
Ich bin Ole.

Und ich hab echt die Fresse voll.
Von diesem ewigen „Verstehen“.
Von der ständigen „Rücksicht“.
Von „Geduld“ und davon, dass Dinge „ihre Zeit“ haben sollen.

Der Mann kotzt mich an.
Mit seinem ewigen Genörgel,
was er hier noch alles zu Ende bringen will und dass er „noch nicht soweit sei“.
Auch von Logik und Verstand.
Von „sinnvoll“.

Es ist doch absolut oberverfickt,
dass wir zwar hier nicht weg sollen/können/dürfen
weil „der Mann noch nicht reif ist“
und
„weil wir ja garnicht wissen, WOHIN wir ziehen könnten“
aber
andererseits soll ich mir ewig anhören,
was der Mann und andere innen
HIER nicht können.

ES GIBT ABER NUNMAL NUR DIESES HIER!!!!!

Es gibt nur dieses Hier,
weil es tausend Gründe zu geben scheint,
dass es noch kein anderes Hier geben darf.

Und solange es nur dieses Hier gibt,
muß man halt endlich mal in die Pötte kommen.
HIER.

Oder verdammt nochmal endlich gehen.

Jetzt hat man neue Jalousien bestellt.
In der Küche sind nun neue.
Mit blauen Blümchen.
Gut, ich geb zu, das sieht viel schöner aus, als vorher mit grau.

Auch in unserem Zimmer sind schon länger Neue.
Auch DAS sieht besser aus.

Nun kommen auch in alle andere Zimmer andere Jalousien.
Man versucht, das Hier schön und aushaltbar zu machen.

Aber das sind nur Pflaster.
Bissi Salbe auf einen riesigen Schnitt.
Es blutet.
Es blutet AUS.

Ohne den Mann will hier keiner raus.
Aber der Mann will HIER nicht raus.

Der will immer woanders hin.
Aber Woanders ist grad nicht möglich.
Weil wegen Corona.
Und wegen kein Kaffee irgendwo un kein Clo.

Also bleibt man drin.
Immer, immer und immer nur DRIN.
Im Hier.
Und der Bude.

Heute Früh fing der Mann wieder zum Abschied an,
den Körper zu umgreifen.
„Du bist so zart“.
„Und so weich“.
„Und so sanft“.

Ich hab drauf gewartet, dass er wieder an die Titten geht.
Tat er aber nicht.

Er hat mich gesehn.
Im Gesicht.

Was?! – hat er gefragt.
Ich hab gesagt, er soll das lassen.

Es interessiert ihn eh nicht.
Es ist egal.
Dass hier innen welche verrecken.
Eingehen wie Primeln ohne Wasser.
Immer nur Drin.
Immer nur HIER.
Immer nur Ödnis.
Bett oder Sessel oder Putzen, einkaufen und Geschirr spülen.

KEIN LEBEN!!!

Warten, dass man irgendwann verreckt.
Einfach im Bett liegt – wie immer – und nicht mehr aufwacht.
Dass man einfach einschläft für immer.
Wozu soll man aufwachen?
Wo ist der Sinn?
Nur, um wieder einzuschlafen?
Nur, um zu putzen?
Nur, um dem Mann den Kram abzunehmen, den er nicht kann?
Oder der ihm zu anstrengend ist?
Und sich hierfür dann auch noch blöd anmachen zu lassen?
Beschimpfen?
Erniedrigen?
SELBST SCHULD!!!

WOZU soll man aufwachen???

Um zu warten?
Auf wann?

Was soll das denn für ein Leben SEIN?
Hier drin in der Bude?
HIER?

In den Tagebüchern steht bereits 2006,
dass es nervt.
Dass der PC ein Fluch sei.
Dass das Leben ankotzt.
Weil man nichts anderes tut, als schlafen oder am PC zu hocken.
Oder in Puffs vor dem TV hocken.
Mit dummen Frauen dumme Sendungen sehen müssen
und zu warten, dass man gefickt wird.

Und sobald man Zuhause ist, putzt man.
Damals für die Tochter.

Das ganze Leben ist nur putzen, warten und verblöden.
Ficken ist zum Glück inzwischen ja nicht mehr so wichtig.

WANN???
Wann soll dieser ominöse Zeitpunkt sein,
an welchen Leben BEGINNT?

Das gute Leben?
Das andere Leben?
Das, auf welches schon so lange gewartet wird?

GIBT es das überhaupt?

Oder ist das nur ein Märchen, das erzählt wird,
um Arbeitssklaven da zu behalten?
Bei Laune zu halten?
Dass sie nicht aufgeben und gehen?

Wie lange noch?
Soll ich warten?

Aber hey, wir ham es ja gut.
Wir ham ein Zuhause.
Wir können tun und lassen, was wir wollen.
Wir können hier rumhocken und nichts tun.
Wir brauchen nicht dann zu putzen, wenn wir grade nicht können.
Wir dürfen uns erholen, so viel wir wollen.
Und unsinniges Zeug tun oder träumen, sinnieren und denken
was und wieviel wir mögen.
Wir sind doch FREI.

Und wir können kaufen, was wir brauchen, um uns ein ZUHAUSE zu schaffen.
Ein schönes Daheim.

Und essen, was wir mögen und soviel.

Wir dürfen tun, wonach uns ist.

Tja….
Wenn es nur so wäre.

DORT.
Nur nicht HIER.

Jetzt bin ich leer.
Denke ich.
Alles Gute Euch.
Und nen besseren Tag, als wir es ham.


Gebloggt am 13.01.2020

Arbeitsgemeinschaft

Philosophisch-psychologische Gespräche

4 Kommentare zu „Was?! – fragt der Mann

  1. Hi Ole. Schön, dich offiziell kennen zu lernen.
    Weißt du was? Ich kann dich verstehen.
    DAs sind genau die Gedanken, die ich auch oft habe. Dieses ewige zu Hause sein und Corona macht es nun nicht gerade erträglicher weil man ja nichts kompensieren kann mit mal raus gehen und wenigstens irgendwas erleben.
    Sitzen, warten dass die Zeit rumgeht, putzen, sich dreihundert mal im Kreis drehen, abdrehen, aggros schieben, verzweifeln und dann resignieren.
    Sich fragen, wozu überhaupt die ganze Scheiße?
    Und ich habe echt keine Antwort. Für dich nicht und für uns auch nicht.
    Aber ich wollte dir sagen, dass es nicht nur dir so geht.
    Schöne Grüße

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    1. Hi 🙂
      Danke.
      Ist doch echt ein Fuck, oder?
      Am Liebsten würd ich einfach ALLEINE umziehn; einfach weg.
      Aber das machn die anderen nicht mit.
      Und klar…. Corona ist überall.
      Wäre es heute *dort* anders?
      Ich hab so die Fresse voll.
      Schöne Grüße auch an Euch

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      1. DAs ist es halt. Man nimmt sich, egal wohin, ja immer selbst mit.
        Und deswegen steht auch zu befürchten, dass es wo anders auch nicht anders wäre.
        Urlaub ist Urlaub. Da macht man tausend Dinge, die man sonst so nicht tut. Da geht man raus, an den Strand oder sonst was. Und wenn man da wohnt, ist das irgendwann auch Ge-wohn-heit. Also ja da ist der Strand, hab ich auch schon tausend mal gesehen. Und dann bleibt man wieder zu Hause und wartet und hat keine… ja was…Erfüllung?

        Ich glaube ja, man hat auch die Nase von sich selbst voll. Geht mir zumindest so….

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      2. Oft denke ich drüber nach, wozu man das Leben eigentlich HAT.
        Und ich denk, man soll sich entwickeln, wachsen, reflektieren, lernen, VORWÄRTS gehen.
        Eher innenrin – aber auch außen.

        Dieses ewige aufderStelleTreten lähmt so sehr die Zuversicht.
        Ich komm mir vor, als würde ich damit eine immer tiefere Furche trampeln, in welcher ich am Ende versinke.

        Es ist nicht gut, am immer gleichen Punkt zu trampeln.
        Es braucht neue Wege…..
        Stattdessen verbrenn ich mich selbst.

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